Aus für Verschwörungportal? Youtube sperrt NuoViso


Das rechts-esoterische Verschwörungsportal NuoViso wurde bei Youtube gesperrt. Die Bestürzung ist groß, auch KenFM greift es auf. “Als Grund nannte uns YouTube lediglich „Verstoß gegen die Nutzungsbedingungen“. Natürlich haben wir umgehend Beschwerde eingelegt, doch wir hegen nur gedämpften Optimismus auf Erfolg”, heißt es dazu bei NuoViso.

NuoViso ist ein Leipziger Desinformationsportal, das Filme rund um alle möglichen Verschwörungstheorien anbietet und aktuelle Themen propagandistisch aufbereitet. Der Kanal war Teil des Mediennetzwerks der sogenannten Mahnwachen für den Frieden um Lars Mährholz und wurde hier einer breiteren Öffentlichkeit bekannt.

2017 noch zeichnete der “Alternative Medienpreis“, der auch von Verdi gestützt wird, den NuoViso- Redakteur Norbert Fleischer für seinen Film “Rammstein- das letzte Gefecht” aus und hielt an der Preisvergabe trotz Kritik und Rücktritt des ebenfalls ausgezeichneten Teams von “Kein Raum für Rechts” fest. Ein offener Brief wurde nur dünn beantwortet, man habe ja nicht NuoViso ausgezeichnet, sondern Fleischer.
Da Norbert Fleischer von NuoViso kaum zu trennen ist, wurde diese Auszeichnung auch als Aufwertung der Plattform verstanden und dementsprechend instrumentaliert.

Kurz nach dem Tod von Daniel H. in Chemnitz geriet NuoViso in den Fokus seriöser Medien und wurde als Beispiel für rechte Radikalisierung durch Youtube herangezogen. Frank Höfer hatte den Verschwörungsideologen Frank Stoner (bürgerlich: Frank Engelmayer) zum Interview geladen. Hier konnte er unwidersprochen Falschinformationen verbreiten und Rassismus schüren. Die Stadt, in der Menschen gejagt worden waren und Neonazis rassistische Machtdemonstrationen feierten, sei aufgrund von Menschen nichtdeutscher Herkunft eine “No Go Area“, so Stoner.

QuerfrontlerInnen rücken zusammen

Nach der Sperrung ist der Kanal erst einmal auf seine eigene Plattform beschränkt, es ist wahrlich kein Verlust. Doch was wäre diese Blase, die nun selbstverständlich um ihre Einnahmen bangt, wenn man diese Gelegenheit nicht nutzen würde, um sich zum Opfer des Systems zu erklären. Seit heute Nachmittag prangt eine Kampagne “Save Meinungsfreiheit -Save NuoViso” auf der Seite des Portals. Dort springen zahlreiche QuerfrontlerInnen und VerschwörungsideologInnen in einem mit trauriger Musik unterlegtem Clip von 10,5 Minuten NuoViso bei und beklagen ein totalitäres System.

Wojna (Die Bandbreite), der in seinem letzten Musikstück den Nationalsozialismus auf groteske Weise relativierte, vergleicht hier die Sperrung mit der Bücherverbrennung 1933. Dirk Pohlmann, der einer “Wikipediaverschwörung” auf der Spur ist, zitiert Martin Niemöller, was konkret ein “Wir sind die neuen Juden” bedeutet. Robert Fleischer, ein “Ufologe” und Bruder von Norbert Fleischer, suggeriert, die Löschung habe etwas mit einer Rede seines Bruders zur Mitverantwortung Deutschlands für den Jemenkrieg in den USA zu tun, was das Narrativ einer Verschwörung bedient. Weitere Gesichter, die hier zu sehen sind, sind Ken Jebsen  (bemüht ein Voltaire falsch zugeschriebens Zitat), dass keine, Daniele Ganser, Oliver_Janich, Heiko Schrang, Jo Conrad, Andreas Popp, Owe Schattauer, Eva Herman, sowie Billy Six, Hagen Grell, der oben genannte Frank Stoner und, und, und.

“Erstmals in der deutschen Youtube-Geschichte revoltiert das gesamte politische Spektrum.” Man wolle nicht schweigend untergehen, gibt man dazu großspurig bekannt.

Update: Und während man noch das Ende der Freiheit beklagt, hat man parallel dazu einen neuen Kanal kreiert, auf dem NuoViso seine Kampagne bewirbt. Innerhalb einer Nacht hat der Clip bereits fast 30.000 Klicks. Es muss wirklich schlimm stehen um die Meinungsfreiheit dieser selbsternannten Dissidenten.

Update 15.Juli 2019: NuoViso hat seinen Kanal bei Youtube wieder. Viel Drama um Nichts! Zuletzt beteiligten sich an der Opfer-Erzählungs-Kampagne „safenuoviso“- „safemeinungsfreiheit“ Neonazis wie Martin Sellner, Hendryk Stöckl oder auch Sven Liebich.

Zu NuoViso siehe neben Psiram auch die antifaschistische Recherche aus Leipzig:

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