Konstantin Wecker: Mit Antisemitismus für den Frieden in Nahost

Morgaine Konstain Wecker
Wiederholt promotet Konstatin Wecker die Querfront-Sängerin Morgaine, die mit den Mahnwachen breitere Bekanntheit erlangte.
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Iris Hefets von der “Jüdischen Stimme für gerechten Frieden in Nahost” auf einer israelfeindlichen Kundgebung

Konstantin Wecker stellt sich vor eine Gruppierung, die Israel als Apartheidsstaat delegitimiert und sich als Teil der Israel-Boykottbewegung an BDS-Aktionen beteiligt. Das verwundert nicht.

Vor dem Hintergrund einer breiteren Kritik an der geplanten Vergabe eines Göttinger Friedenspreises an die BDS-nahe »Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost« ist nun Konstantin Wecker dem Verein, der in Deutschland als Ableger der »European Jews for a Just Peace« von der notorischen Antisemitin Evelyn Hecht-Galinski gegründet worden ist, zur Seite gesprungen.
Von der vermeintlich gewichtigen Stimme Weckers, der selbst Preisträger des Göttinger Friedenspreises ist, sollte man sich jedoch nicht täuschen lassen. Vielmehr hat Konstantin Wecker schon in der Vergangenheit gezeigt, dass er als waschechter Bauchlinker weder einen Begriff von Antisemitismus, noch politischen Weitblick besitzt.

Konstatin Wecker und die Querfront

Bereits im Sommer 2014, als sich ein erster Höhepunkt der Kontroversen um die »Mahnwachen für den Frieden« anbahnte, stellte sich Konstantin Wecker hinter die ProtagonistInnen der rechten Mahnwachen und verschob die Diskussion damit zu ihren Gunsten. Seiner gesellschaftspolitischen Kurzsichtigkeit folgend, unterstellte er den Kritiker*innen der antisemitischen Querfront, die nicht nur in der Rückschau deutlich als Türöffner für extrem rechte Diskurse bezeichnet werden muss, auch noch eine »menschliche[] Ignoranz und Dummheit«.

Bei “Merkel muss weg” gedachte Markus Johnke (ehemals Mahnwache Leipzig, dann Legida) den Mahnwachen in Berlin, wo das “Deutsche Volk” das erste Mal erfolgreich gezuckt habe. Von dort sei der Protest nach Dresden gewandert, wo er großgemacht worden sei.

Folgt man dem Querfrontler und Verschwörungsideologen Ken Jebsen, versprach Konstantin Wecker dem aus den Mahnwachen hervorgegangenen Bündnis »Friedenswinter«, ein Versuch die rechten Mahnwachen als linkes Produkt zu verkaufen, bereits von Beginn an die volle Unterstützung.

Ken Jebsen: "Also, ich habe mich vor ein paar Tagen mit Pedram Shahyar, Konstantin Wecker und Albrecht…

Slået op af Friedensdemo-WatchSøndag den 12. oktober 2014


Es ist daher wenig verwunderlich, dass Wecker auch Teil verschiedener Querfront-Projekte ist, die seinem Freundeskreis und Netzwerk entstammen. Bei WeltnetzTV, einem Internet-Format, das sich als »Plattform für linken und unabhängigen Videojournalismus« versteht und 2010 mit dem Ziel angetreten ist, verschiedene Internetprojekte zwecks Gegenöffentlichkeit miteinander zu verknüpfen, ist Wecker gemeinsam mit Albrecht Müller und Diether Dehm Mitbegründer. An dieser freundschaftlichen Zusammenarbeit hat Wecker bis heute nichts geändert, obwohl die Seite mittlerweile offen rechte Inhalte oder Verschwörungsideologen wie Daniele Ganser, KenFm oder den reaktionären Freidenker-Verband als Informationsquelle empfiehlt.

Ähnlich verhält es sich mit den NachDenkSeiten, ein Format, das ebenfalls auf Albrecht Müller zurückgeht, der einst Berater von Willi Brandt war und nun schon lange im Kreis von Verschwörungsideologen, Antisemiten und Russland-Propagandisten angekommen ist. Nicht einmal als Müllers ehemaliger Mitstreiter Wolfgang Lieb im Oktober 2015 als Mitherausgeber der NachDenkSeiten zurücktrat und diesen Schritt mit einem zunehmend verengten und dichotomischen Weltbild begründete, das “die Ursache nahezu allen Übels auf der Welt „einflussreichen Kräften“ (oft in den USA) oder undurchsichtigen „finanzkräftigen Gruppen“ oder pauschal „den Eliten“ zurückführe und einen “Antagonismus zwischen „Volk“ und „Eliten“ beschwöre, ließ Wecker umdenken.

Dafür war er bald schon als Unterstützer des relativ neuen Formats »Rubikon News« zu entdecken, wo Wecker bis heute als Autor tätig ist. Bis 2017 wurde er neben Desinformanten wie Daniele Ganser oder Rainer Mausfeld auch als Redaktionsbeitrat geführt. Insgesamt orchestrieren alle diese Formate die Friedens-Querfront und weisen in der thematischen Ausrichtung und Autorenschaft starke Überschneidungen zum verschwörungsideologischen Phrasendrescher und Antisemiten KenFM auf.

Singende und rappende Antisemiten und Verschwörungsideologen werden auf dem Blog des Musikers Wecker empfohlen

Aber nicht nur auf derartigen Gemeinschaftsportalen werden rechtsoffene Inhalte beworben und empfohlen, auch Weckers Blog »Hinter den Schlagzeilen« verlinkt und empfiehlt die VerschwörungsideologInnen und AntisemitInnen Die Bandbreite, Kilez More, Morgaine und Kaveh, von denen zumindest die ersten drei von Beginn an für den nötigen Sound auf Mahnwachen und sonstigen Veranstaltungen der Friedens-Querfront sorgten.

Screen: K. Weckers Blog »Hinter den Schlagzeilen« bewirbt ein Gemeinschaftsprojekt der Verschwörungs-RepperInnen Die Bandbreite, Morgaine und Kilez More

Konstantin Wecker macht Werbung für Maren "Morgaine" Strassner, Kilez More und Die Bandbreite:Auf Konstantin Weckers…

Slået op af Friedensdemo-WatchMandag den 17. august 2015


Damit nicht genug: Ausgerechnet Kaveh, ein BDS-supportender Rapper und Autor sowohl für KenFM als auch für Konstantin Wecker, der in einem seiner Songs kein Klischee über ein kindermordenes »Apartheidsregime« Israel auslässt und folglich eine »3. Intifada« als Ausweg im Kampf »David gegen Goliath« beschwört, bekommt vor dem Hintergrund der Arte-Dokumentation über linken Antisemitismus »Auserwählt und Ausgegrenzt-der Hass auf Juden in Europa« bei Wecker Platz, sich selbst vom Antisemitismus freizusprechen und eine Täter-Opfer-Umkehr vorzunehmen. Der Film sei, so schreibt Kaveh bei Wecker,»eine auf Dekontextualisierung und Diffamierung aufbauende Verleumdungsaktion«. Er verharmlose Antisemitismus und die Shoah nicht nur, sondern ziehe auch Menschen in den Dreck, die aktiv gegen Antisemitsmus kämpfen. Damit meint Kaveh allen Ernstes sich selbst, womit seine aktive Unterstützung von BDS, die Relativierung des antisemitischen und rechtsoffenen Schlägerclubs »Jugendwiderstand«, sowie die grundlegende Delegitmierung und Dämonisierung Israels, die seinen Texten und seiner Haltung eingeschrieben ist, zu Anti-Antisemitismus verkehrt wird.

Erwähnenswert ist hier auch, dass Wecker den Beitrag Kavehs quasi exklusiv veröffentlichte. Erst drei Tage später erschien dieser gleichzeitig auf der Facebook-Seite des Rappers und bei KenFm.

Kaveh, der in dem Stück »3. Intifada« gegen einen kindermordenen Staat Israel rappt, der 6 Millionen (diese Zahl ist nirgends belegt, gleicht aber nicht zufällig der Zahl der von den Nationalsozialisten ermorderten Juden und Jüdinnen) PalästinenserInnen zu Geflüchteten gemacht habe.

Vor diesen nur angerissenen Hintergründen, ist Weckers Positionierung quasi logisch. Ein bekannter Musiker, der seine Stimme dazu nutzt, andere Musiker zu bewerben, die offen die Vernichtung Israels propagieren oder an eine Jüdische Weltverschwörung glauben, hat keinen Begriff von emanzipatorischer Politik. Kurz: Ein Musiker, der nicht willens oder auch unfähig ist, Antisemitismus zu erkennen, der übernimmt mit Sicherheit auch die Selbstdarstellung einer offen antisemitischen Organisation, die sich einen Frieden auf die Fahnen geschrieben hat und dabei nur einen Aggressor kennt: Israel!

Mehr: Wecker begrüßt die Preisvergabe und glaubt »die Jüdische Stimme kümmere sich auf großartige und menschliche Weise um eine Beendigung der Konflikte zwischen Juden und Palästinensern.«

http://www.goettinger-tageblatt.de/Die-Region/Goettingen/Goettinger-Friedenspreis.-Konstantin-Wecker-schreibt-offenen-Brief-an-Universitaet-und-Stadtverwaltung



Update 08. Juni 2019: Offensichtlich hat Wecker seine Werbung für die Bandbreite mittlerweile stillschweigend gelöscht. Das ist auch eine Art und Weise sich der Kritik zu entziehen. Zu sehen sind die Postings aber immer noch über die Webseite von Die Bandbreite oder auch über den Facebook-Account von Morgaine.

Morgaine Konstain Wecker
Wiederholt promotet Konstantin Wecker die Querfront-Sängerin Morgaine, die mit den Mahnwachen als Partnerin des Truthers Kilez More breitere Bekanntheit erlangte.
Quelle: FB/ Morgaine