Shoahleugner, Reichsbürger und Verschwörungsideologe: Ein Grundschullehrer des Grauens

Das kann man sich gar nicht ausdenken: Der Shoahleugner, der am 08.10.2016 auf der Demonstration des Bündnisses „Friedensbewegung Bundesweite Koordination“ stolz ein Schild präsentierte, das auf der einen Seite mit Verweis auf Horst Mahler für die Abschaffung des Paragrafen der Volksverhetzung warb und auf der anderen krude antisemitische Verschwörungserzählungen, inklusive der Leugnung der Shoah, zeigte, ist Lehrer an der Weddinger Vineta-Grundschule und unterrichtet Kinder in Musik und Sport.

Der selbsternannte „Volkslehrer“ auf einer Demonstration am 08.10.2016 in Berlin

In seiner Freizeit dagegen präsentiert er als Nikolai, „Der Volkslehrer“ sein von Antisemitismus, Verschwörungsideologien und Geschichtsrevisionismus strotzendes Weltbild in selbstgedrehten Youtube-Filmen. Grotesk zu diesen Inhalten kontrastiert sein mit freundlicher Klaviermusik untermalter Kanal-Trailer, der auf sein Selbstbild schließen lässt. Zu sehen ist ein netter, engagierter fahrradfahrender „Volkslehrer“, der sich um die Wahrheit sorgt und den Dingen auf den Grund geht. Der Realität hält das nicht stand. Dieser Lehrer betreibt vielmehr einen Desinformationskanal.

Sorgen um das “Deutsche Volk”: Nikolai sieht Schulen als Brutstätte der “volksfeindlichen Erziehung”

In seinen Videos plaudert er immer wieder auch aus dem Nähkästchen und gibt dabei nicht nur Schulinterna in Anekdoten preis, er behauptet mit Blick auf die Rahmenlehrpläne auch, dass es zum Schulprogramm gehöre, Kinder bereits in jungen Jahren auf “Multikulti” zu trimmen und quasi heimat- und volksfeindlich zu indoktrinieren. Überhaupt sorgt sich „Der Volkslehrer“, der an der Schule als Herr Nerling unterrichtet, um das “Deutsche Volk”, das er wahlweise von geheimnisvollen Mächten, Geflüchteten, Linken oder „Gutmenschen“ bedroht sieht.

Screenshot: „Ein kleines Intro – zum Teilen und Gernhaben“ (Youtube Der Volkslehrer)

Auch gezielte Störaktionen von Veranstaltungen mit bekannten Politikern und Politikerinnen gehören zu seinem Repertoire, die man sich dann auf seinem Kanal ansehen kann. Die Störung der Schweigeminute einer Trauerveranstaltung für im Mittelmeer ertrunkene Geflüchtete beim evangelischen Kirchentag brachte ihm ein RT Deutsch-Interview mit Jasmin Kosubek ein, das beinahe romantisch aufgemacht ist und den heroischen Titel „Der Mann, der das Schweigen brach“ trägt. Insgesamt ist es wohl auch RT Deutsch und solchen Störaktionen zu verdanken, dass sein relativ junger Youtube-Kanal bereits eine ganz gute Reichweite erzielen kann.

Screenshot: RT-Deutsch: Der Fehlende Part: “Der Mann, der Schweigen brach” vom 22.06.2017 

Der Volkslehrer und die Mahnwachen

Seinen ersten Auftritt im Spektrum der Mahnwachen hatte Nikolai Nerling allerdings nicht auf der selbsternannten Friedensdemo der Querfrontler Frank Geppert (Endgame) und Stephan Steins (Rote Fahne), die unter dem damals frischen Label „Friedensbewegung Bundesweite Koordination“ (FbK) im Oktober 2016 eine groteske Versammlung auf die Straße brachten. Nerling stand bereits im April 2015 als Redner auf der Bühne der “Friedens”-Wachen und warb für das „Konzept von Vollgeld“ und den Verein monetative, der auch von Ralph Boes und Götz Werner unterstützt wird. Ironischerweise wurde Nerlings Auftritt hier von Malte Klingauf moderiert, wie in einem Video dokumentiert ist. Selbst als Lars Mährholz schon lange das Weite gesucht hatte, sorgte gerade Klingauf trotz stetig sinkender Teilnehmerzahlen konsequent dafür, einem kleinen harten Kern der Mahnwachen-Szene, das Gefühl von großer Bedeutung zu geben. Er ist bis heute, allen gegenteiligen Fakten zum Trotz,  sehr bemüht darum, die braunen Umtriebe seiner Mahnwachen-Mitstreiter/Mitstreiterinnen und in von ihm mitinitierten Folgeprojekten wie das Festival „Pax Terra Musica“, zu verwischen oder zu negieren.

Aber zurück zum selbsternannten Volkslehrer: Nach der Querfrontveranstaltung von Geppert und Steins konnte dieser im Oktober 2017 als Provokateur auf einer großen bürgerlichen Demonstration gegen den Einzug der AfD in den Bundestag gesichtet werden. Hier probierte er sich in der Relativierung von Rechtsextremismus durch Gleichsetzung von rechter und linker Gewalt. Außerdem provozierte er die Demonstration mit lauten Parolen und Sprüchen durch ein Megaphon. Als ein Redner von einem Lautsprecherwagen den Ausspruch Höckes vom „Denkmal der Schande“ kritisierte, schrie Nikolai Nerling laut „Du bist eine Schande“. Schließlich wurden Antifaschisten auf ihn aufmerksam und versuchten ihn zur Rede zu stellen. Aber Nerling inszenierte sich gleich als Opfer eines Übergriffs und schrie laut nach der Polizei, die ihm aber einen Platzverweis erteile.

22.10.2017 Berlin: Shoahleugner provoziert auf bürgerlicher Anti-Afd-Demonstration
Nikolai Nerling provoziert mit eigenem Kameramann auf einer Anti-Afd-Demo im Oktober 2017

22.10.2017 Berlin: Shoahleugner provoziert auf bürgerlicher Anti-Afd-Demonstration


Nikolai Nerling ist ein Lehrer des Grauens, der als Problem-Lehrer zwar bereits bekannt, bisher aber immer nur von Schule zu Schule weitergereicht wurde, ohne aus dem Schuldienst entlassen worden zu sein.

Während der Antisemitismus in Deutschland aufblüht, werden Kinder von Leuten unterrichtet, die die Verfassung negieren; daran glauben, dass Politiker im Dienste irgendwelcher Freimauer und Illuminaten stehen und im Namen des Friedens die Shoah umdichten und zu einer Lüge erklären. Björn Höcke und der Dresdner Richter Jens Maier, sie alle sind keine Einzelfälle. Antisemitismus und Rassismus sind keine Probleme der Ränder, sondern blühen in der Mitte der Gesellschaft.

Hinweis: Der Tagesspiegel ist in einem Artikel gründlich auf von Nikolai Nerling verbreitete Thesen eingegangen.

Update (08.01.2018):
Mittlerweile berichten auch Eltern im Tagesspiegel von der Qualität des Unterricht des selbsternannten „Volkslehrers“, Nikolai Nerling.

Man darf dabei nicht vergessen: Öffentliche Strukturen haben hier lange nur zugeschaut. Die ebenfalls bekanntgewordene schnelle Suspendierung erfolgte nur aufgrund der durch Berichterstattung erzeugten Öffentlichkeit!


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